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  • Jörg - Die Rumpelkammer

Verkürzte Muskeln? Quatsch.....


Ihr kennt das sicherlich. Ihr könnt euch nur schlecht bewegen, seit nicht wirklich mobil und bekommt dann häufig zu hören „....das liegt daran, das eure Muskeln verkürzt sind...“

Oder, was ihr sicherlich auch schon sehr oft gehört habt: „....Dehnen ist wichtig, weil ich dadurch meine verkürzten Muskeln wieder auf Länge bringe...“


Einer der häufigsten „Tests“, den viele "Trainer" oder "Therapeuten" machen ist folgender: Sie lassen dich mit durchgestreckten Beinen schulterbreit hinstellen und nach vorne beugen. Dabei sollst du dann versuchen, mit den Händen den Boden zu erreichen. Wenn es nicht klappt, bekommt man als Antwort zu hören „...das liegt daran, weil deine Muskeln verkürzt sind....“


Doch ganz so einfach ist es nicht!


Fakt ist: Es gibt keine verkürzten Muskeln, wenn der Muskel gesund ist.

Ein Muskel bleibt in seiner Länge unverändert. Völlig egal, was ich mache. Ob ich ihn trainiere, oder nicht, oder ihn dehne. Die strukturelle Länge bleibt immer dieselbe.

Der Sportmediziner Dr. Kurt A. Moosburger schreibt in seinem Aufsatz Was ist dran am Dehnen – Fakten und Mythen:

„Die strukturelle Länge eines Muskels per se ist immer gleich, denn eine Veränderung der Anzahl und Länge der Sarkomere in Serienschaltung konnte in vivo beim Menschen bisher nicht nachgewiesen werden!

Auch Dr. Dr. Homayun Gharavi, Arzt und Sportwissenschaftler, bekräftigt diese Sicht aus seiner beruflichen Erfahrung mit der Aussage: „Ein gesunder Muskel ist nicht verkürzt, sondern die neuronale Ansteuerung hält ihn in einer Position, die ihn verkürzt aussehen lässt. Sobald man die Nerven in der Anästhesie „schlafen gelegt“ hat, ist die vermeintliche Verkürzung nicht mehr gegeben. Man kann dann beispielsweise das gestreckte Bein bis ans Ohr legen“


Ein Faktor, der hier eine entscheidende Rolle spielen kann, sind die sogenannten Faszien. Als Faszien bezeichnet man die Weichteilkomponenten des Bindegewebes, die den ganzen Körper als ein umhüllendes und verbindendes Spannungsnetzwerk durchdringen. Sie sind reich an kollagenem, faserigen Bindegewebe.

Dr. Dr. Homayun Gharavi sagt hierzu „Wie die Muskeln selbst, verfügen auch die Faszien über zahlreiche Rezeptoren, unter anderem Schmerz- und Dehnungsrezeptoren. Je nachdem welcher Reiz nun gesetzt wird, sendet die Faszie über das Rückenmark Signale an den Muskel und kann damit seine An- und Entspannung direkt beeinflussen.“ Die Faszien fungieren also auch als eine Art Transportweg für neuronale Signale.

Sind diese Faszien nun nicht intakt, nicht geschmeidig oder weisen kleine Verletzungen oder Verfilzungen/Verklebungen auf, können – vereinfacht ausgedrückt – falsche Signale an die Muskulatur gesendet werden. Und dies hat zur Folge, das sich die Muskulatur verspannt. Verspannt - NICHT verkürzt!

Die Forschungen von Dr. Robert Schleip an der Universität Ulm, an der er der Fascia Research Group, Division of Neurophysiology als Direktor vorsteht, bestätigt diese Behauptung und untermauert sie. Und damit schließt sich der Kreis, dass eine falsche Kontraktion des Muskels zu einer vermeintlichen Verkürzung, oder besser Verspannung, führt, strukturell der Muskel aber seine Länge nicht verändert. Also der Muskel sie NICHT verkürzen kann.


Aber kann ich dieses Problem mit meiner eingeschränkten Beweglichkeit lösen und wenn ja, wie?

Es ist tatsächlich sehr einfach, hier entgegen zu wirken. Das Zauberwort heisst wie so oft, Bewegung.

Der Körper arbeitet getreu nach dem Motto „Use it, or lose it“. So macht er es auch mit Muskeln und Faszien. Nur das er hierbei die Muskeln und Faszien nicht abbaut, oder entfernt. Sie werden einfach nur stumm geschalten, wenn man sie nicht benutzt. Die meisten Menschen haben Rückenbeschwerden, weil sie den ganzen Tag im Büro sitzen. Das kommt davon, weil wir beim sitzen die Stützmuskulatur nicht mehr wirklich benutzen. Nehmen wir beispielsweise mal den Muskel, auf dem wir die meisten Zeit sitzen. Der Hintern. Er ist mit einer der Hauptmuskeln, der es uns Menschen überhaupt erst ermöglicht, Aufrecht zu stehen und zu gehen. Und was machen wir damit? Richtig - Wir sitzen die meisten Zeit darauf. Dafür ist dieses Körperteil aber nicht gedacht! Also was macht unser Körper, als logische Schlussfolgerung daraus? Er setzt die neuronale Ansteuerung dieser Muskulatur herab, weil sie nicht genutzt wird. Und Nein – auf seinem Arsch zu sitzen, ist keine Benutzung!

Und so geht es mit allen Bewegungsmustern, die wir als Kind konnten. Wir können sie jetzt als Erwachsene nur nicht mehr, weil wir sie seit Jahren, bzw. Jahrzehnten nicht mehr gemacht haben.

Bestes Beispiel, die „Gewichtheberhocke“. Kennt ihr nicht? Doch! Schaut euch mal Kleinkinder an, wenn sie sich in die Hocke setzen. Da wird doch fast jeder Erwachsene Neidisch, wenn er das sieht, oder? Aber genau das konnte jeder von uns, als er so alt war. Warum können wir das jetzt nicht mehr?

Ganz einfach – weil wir diese Hocke mit der Zeit nicht mehr gemacht, bzw. geübt haben. (Wenn man etwas ständig tut, ist das eine Art von Training. Denn trainieren bedeutet sinngemäß nichts anderes, wie eine bestimmte Tätigkeit regelmäßig zu üben)

Das wiederrum müsste ja bedeuten, das man das irgendwann wieder schaffen könnte, wenn man es üben würde – richtig! So abwägig das für viele im Moment klingt. Aber man kann seine frühere Bewegungsfreiheit nahezu unverändert wieder zurückerlangen. Wir sind meistens nur zu faul, das regelmäßig zu üben und zu trainieren.

In der Rumpelkammer z.B. können wir euch helfen, an eurer Beweglichkeit zu arbeiten. Hierfür bieten wir verschiedene Mobility Workshops an, die euch helfen, wieder in die Materie reinzukommen, damit ihr wisst, was ihr tun müsst und wie ihr überhaupt anfangen könnt, eure Beweglichkeit zurück zu bekommen. Dabei spielt es keine Rolle, ob ihr als Hausfrau und Mutter tätig, Gelegenheitssportler, Fortgeschrittener oder Leistungsathlet seid! Ihr dürft nur nicht verzweifeln, wenn nach kurzer Zeit noch nicht viel passiert ist. Wie denn auch? Was Jahrelang nicht benutzt wurde, kann der Körper nicht binnen weniger Tage wieder reaktivieren. Aber er kann es! Das ist die gute Nachricht!

Ich empfehle euch also dringend, an eurer Beweglichkeit zu arbeiten. Und tut euren Kinder den Gefallen und holt sie vor den Konsolen weg. Schickt sie nach draußen. Treibt Sport mit ihnen. Tobt im Garten mit ihnen umher. Geht Schwimmen. Egal was, nur schaut, das sie Bewegung bekommen! Sie werden euch vielleicht für den Moment hassen, aber sie werden es euch später sicherlich danken, wenn sie realisiert haben, was ihr eigentlich damit für sie getan habt!

Ihr erleichtert euch vielleicht euren Alltag dadurch, das ihr eure Kinder vor den Fernseher, oder die Playstation setzt. Aber ihr tut ihnen damit keinen Gefallen! Denn dadurch verlernen die Kinder schon in frühen Jahren, ihren Körper zu benutzen. Und schlimmer noch, sie werden im Alter auch wesentlich anfälliger für Beschwerden im Bewegungsapparat (Knie, Hüfte, Bandscheiben)

Bleibt für euch zu merken: Wer seine Faszien regelmäßig trainiert und geschmeidig hält, sollte folglich auch mit „verkürzten“ Muskeln keine Probleme mehr haben. Denn wie wir jetzt ja wissen, gibt es verkürzte Muskeln nicht.




In diesem Sinne, bleibt geschmeidig Der Jörg

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